Ein Kindernotarzt für das Herzogtum? Gemeinsamer Antrag der FDP und FREIEN WÄHLER
In einem gemeinsamen Antrag zur Kreistagssitzung am 13. Juni sprechen sich die Fraktionen der FDP und der FREIEN WÄHLER Herzogtum Lauenburg für den Aufbau eines speziellen Kindernotarztsystems aus. Ein Kindernotarzt ist ein notärztlich ausgebildeter Kinderarzt oder speziell kinderärztlich erfahrener Narkosearzt mit Notarztqualifikation, der bei Notfällen mit schwer erkrankten oder verletzten Kindern zusätzlich zum „normalen“ Notarzt mit ausrückt oder von diesem auch zur Einsatzstelle nachgefordert werden kann. Auch ein Einsatz bei einer Geburt außerhalb des Krankenhauses zur Erstversorgung des Neugeborenen ist denkbar. Bisher gibt es nur sehr wenige extra aufgestellte Kindernotarztsysteme in Deutschland, die bekanntesten sind in München und Tübingen im Einsatz, jeweils gestellt von den dortigen Universitätskliniken. Demnächst auch im Herzogtum Lauenburg?
Auslöser der Idee war der tragische Tod eines Säuglings während eines Notarzteinsatzes in Klein Zecher vor knapp drei Jahren. Bis heute wird dieses Geschehnis in den sozialen Medien, aber auch im TV und den Zeitungen immer wieder diskutiert und behandelt. Und auch wenn das Gerichtsverfahren gegen den beteiligten Notarzt mittlerweile abgeschlossen ist, sind FDP und FREIE WÄHLER der Meinung, dass dieses furchtbare Ereignis ein Weckruf sein sollte, sich für eine noch bessere notfallmedizinische Versorgung von Kindern im Kreis stark zu machen.
„Wir alle, die wir im Rettungsdienst als ärztliches oder nichtärztliches Personal tätig waren oder sind, waren zutiefst geschockt, als wir von dem tragischen Verlauf dieses Einsatzes erfuhren,“ sagt Dr. Gregor Naths, Kreistagsabgeordneter der FREIEN WÄHLER, bis zur Neuvergabe der Notarztwachen lange im Kreis als Notarzt tätig und selbst Familienvater. „Und man macht sich noch einmal mehr Gedanken darüber, was ein Notfall bei einem Kind eigentlich bedeutet.“ Denn: Kinder, so Dr. Naths, sind keine kleinen Erwachsenen. Das lerne man schon in der Sanitäterausbildung. Und sie besitzen im Notfall nur wenige körperliche Reserven und verzeihen kaum einen Fehler in der Behandlung.
Die Sinn eines speziellen Kindernotarztsystems
Warum also ein spezieller Kindernotarzt? Kindernotfälle sind zum Glück selten, Notfälle mit schwerkranken oder schwerverletzten Kindern noch viel seltener. Das bedeutet aber auch, dass den meisten Rettern bei aller vorhandenen Kompetenz die praktische Erfahrung in der Versorgung von Kindern fehlt. Merkhilfen für den Einsatz und zertifizierte Trainingskurse stehen den Retterinnen und Rettern zur Verfügung, ersetzen aber niemals die praktische Erfahrung. „Wir möchten nicht die Kompetenz der engagierten und hochqualifizierten Retter im Kreis in Frage stellen,“ stellt Christian Runge, Fraktionsvorsitzender der FREIEN WÄHLER klar. „Wir wollen das Optimum an Versorgung für unsere Kinder. Daher freuen wir uns auch, dass die FDP mit uns gemeinsam diesen Antrag einbringt.“
Vorstellbar und am Sinnvollsten wäre ein Kindernotarzt, der am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck angesiedelt ist und nicht nur den (Nord-)Kreis Herzogtum Lauenburg, sondern auch die Hansestadt Lübeck und den (Nord-)Kreis Stormarn mit versorgt. „In einem zweiten Schritt könnte man für den Südkreis auf das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg zugehen,“ erläutert Runge. Zunächst plädieren FDP und FREIE WÄHLER aber für ein Pilotprojekt im Norden. „Wir müssen viele Beteiligte ins Boot holen und überzeugen, das UKSH, die Stadt Lübeck, die Kreise Stormarn und Ostholstein. Die Finanzierung muss auch geklärt werden. Wir werden dicke Bretter bohren müssen und nicht von heute auf morgen den Kindernotarzt verfügbar haben. Aber wir müssen heute den ersten Schritt tun, um morgen unser Ziel zu erreichen. Wir werden auch unsere FREIE WÄHLER-Schwestergliederungen in Lübeck, Stormarn und Ostholstein einbinden, damit diese in ihren jeweiligen Kreistagen aktiv werden können ,“ fasst Runge den weiteren Weg zusammen.